Zwischen Kunst und Zweifel: Mein Weg zurück zum Zeichnen

by KK
73 views 7 minutes read
Kunst des Zeichnens

Kunst und Zweifel – zwei alte Bekannte, die sich bei jeder neuen Zeichnung mit an den Tisch setzen. Da sitzt man vor einem weißen Blatt, voller Tatendrang, und plötzlich meldet sich diese leise Stimme im Hinterkopf: „Wird das überhaupt was? Weißt du überhaupt, wie ein Drache aussieht? Hast du schon mal einen echten gesehen? Eben. Lass es lieber.“

So ging es mir jedenfalls, als ich vor einiger Zeit nach über 20 Jahren wieder den Stift in die Hand nahm. Wobei, wenn ich ehrlich bin, habe ich auch vor diesen 20 Jahren nicht regelmäßig gezeichnet. Es waren eher kurze Phasen, in denen ich mich sporadisch ans Zeichnen erfreute, mal etwas ausprobierte, eher diese sogenannten Selbstläufer und wenn das fertig war wieder aus den Augen verlor. Eine große Sammlung an alten Skizzen gibt es daher nicht 😅 und die es gibt, kritisiert man hart, denn sie sind natürlich vollkommen schief, mit tausend kleinen Fehlern.

Zeichnen: Zwischen magischen Momenten und totalem Chaos

Wenn ich jetzt zurückblicke, dann gibt es zwei Arten von Zeichnungen: die, die einfach laufen, und die, bei denen jeder Strich ein kleiner Kampf ist. Bei den „Selbstläufern“ weiß jeder Strich genau, wo er hingehört. Man ist in diesem totalen Fokus Tunnel und bekommt die Umwelt um sich gar nicht mehr mit. Es ist, als ob das Bild schon fertig in meinem Kopf existiert und ich es nur noch freilegen muss. In solchen Momenten ist es fast beängstigend, wie schnell alles geht – ein komplettes Werk mit zahllosen Details in wenigen Stunden. Ich sitze dann oft selbst überrascht da und frage mich: „Wow, ist das wirklich von mir? Und wieso ist es schon fertig?“ 😳

Und dann gibt es die anderen Projekte. Die, bei denen nichts so funktioniert, wie es soll. Wo ich mich frage, warum ich überhaupt angefangen habe – und wo ich mit mir kämpfen muss, weiter dranzubleiben, um es fertig zu stellen. Dann schaltet sich eines meine machtvollen Stärken hinzu 😅 meine unendliche Sturheit und ich sagen mir, wenn ich nicht dran bleibe, kann ich auch nichts lernen, mich nicht weiterentwickeln. Nach dem Motto: „Hier, meine rohe Skizze künstlerischer Verzweiflung!“ Aber aufgeben? Niemals – das wäre eine verlorene Schlacht, und so bin ich einfach nicht gestrickt.

Wenn der Zweifel lauter wird als der Stift

Es gibt Momente, in denen ich den Stift ansetze und schon beim ersten Strich das Gefühl habe, dass ich scheitern werde. Es ist, als ob eine unsichtbare Wand aus Unsicherheit und Frustration vor mir steht. Jeder Strich, der nicht perfekt sitzt, ist wie ein Stich ins eigene Selbstbewusstsein. Und dann beginnt dieser Sturm im Kopf: „Das war’s. Du kannst es nicht mehr. Die Inspiration ist versiegt. Das hier ist der Beweis, dass alles, was du je geschafft hast, Zufall war – ein Glücksgriff, der sich nicht wiederholen wird.“

Es fühlt sich an, als würde ich mit jedem Versuch tiefer in einem Sumpf aus Zweifeln versinken. Jeder Strich, der auf dem Papier landet, erscheint mir falsch, gezwungen, kraftlos. Und dennoch zwinge ich mich weiterzumachen – nicht, weil ich es will, sondern weil ich muss. Denn die Alternative, alles in die Ecke zu werfen, fühlt sich an wie das Ende von allem.

Und das Dramatische daran? Es ist nicht nur ein Moment, der vergeht. Es ist ein Gefühl, das sich in den Rücken schleicht, die Luft im Raum schwer macht und jede Bewegung hemmt. Es ist die Angst, dass ich vielleicht tatsächlich nie wieder diesen magischen Flow finde, dass nichts mehr entstehen wird, das mich selbst berührt. Was, wenn das alles war? Wenn diese scheinbar unerschöpfliche Quelle meiner Kreativität ausgetrocknet ist? Diese Emotionen, die ich dabei fühle, einmalig und unerreichbar fern.

Doch genau in diesen Momenten – in dieser tief empfundenen Dramatik – liegt auch etwas Faszinierendes. Denn ich merke, dass ich weitermache, auch wenn es wehtut. Und vielleicht ist genau das der Beweis dafür, dass die Kunst nicht versiegt und dass ich die Kraft habe das durchzustehen. Dass sie vielleicht nicht immer leicht und fließend ist, sondern auch manchmal eine Entscheidung.

Ein Drache, der mich in die Knie zwang

Meine neueste Drachenzeichnung gehört definitiv in die zweite Kategorie. Eigentlich wollte ich etwas anderes ausprobieren, etwas Neues, das meinen typisch Stil erweitert. Und genau hier habe ich mir selbst ein Bein gestellt.

Der Drache sollte dieses Mal viele zu Hörnern ausgeprägte Schuppen im Gesicht haben. Ja, genau: viele Hörner. Das klingt nach einer wilden und eindrucksvollen Idee, oder? Nun, in der Theorie vielleicht. Aber in der Praxis … Lass es mich so sagen: Während ich jedes einzelne Horn gezeichnet habe, hat sich mein inneres Kritikerteam schon bereitgemacht: „Das sieht komisch aus. Gefällt dir das wirklich? Warum hast du dir das angetan?“

Und die Wahrheit ist, es gefällt mir tatsächlich nicht so wirklich. Widerwillig gebe ich zu, dass der Drache auf seine Art Eindruck macht – viele Hörner im Gesicht sind nun mal nichts für zarte Gemüter. Aber passt das zu mir? Nicht wirklich. Und genau das macht ihn zu einem ständigen, kleinen Gegner. Diese Unzufriedenheit hat es mir schwer gemacht, weiterzuarbeiten. Es fühlte sich an, als ob der Drache und ich einen ständigen Streit darüber führten, wie er am Ende aussehen sollte, ich kam nicht wirklich in meinen Flow, dieser Flow der die Hand und den Stift über das Blatt gleiten lässt und einen selbst verzaubert. Immer wieder setzte ich ab und betrachtete das unfertige Ergebnis und hoffte auf eine Idee, wie es stimmiger werden könnte, wie ich das aus dem Bild bekommen kann, was ich möchte. Ein wunderschönes Wesen, was ich bewundern kann, für seine einzigartige Schönheit und machtvolle Ausstrahlung.

Die Angst vor dem weißen Blatt und die eingerostete Fantasie

Nach so langer Zeit ohne regelmäßiges Zeichnen ist es, als wäre meine Fantasie eingerostet. Früher wusste ich genau, wie jede Schuppe, jeder Schatten und jedes Detail aussehen sollte. Heute ist das oft anders. Meine Ideen sind da, aber sie scheinen hinter einem beschlagenen Fenster zu stecken. Ich erkenne Umrisse, ein paar Details, aber das Bild bleibt verschwommen, egal wie sehr ich es klar haben möchte.

Diese Unsicherheit bringt natürlich ihre ganz eigenen Herausforderungen mit sich. Es gibt Tage, an denen ich mir nicht sicher bin, ob ich überhaupt noch weiß, wie man zeichnet. Und dann kommen die Zweifel: „Vielleicht warst du nie wirklich gut. Vielleicht solltest du einfach aufhören.“ Aber aufgeben fühlt sich auch nicht richtig an. Also kämpfe ich mich durch – Strich für Strich, auch wenn es sich manchmal wie ein Marathon in der prallen Sonne anfühlt.

Vielleicht liegt die Antwort genau in diesem Gegensatz: In den Momenten, wo es schwer ist, realisiere ich, wie besonders die magischen Augenblicke der Selbstläufer sind. Und vielleicht – nur vielleicht – wäre die Magie nicht so intensiv, wenn ich nicht wüsste, wie es sich anfühlt, dagegen anzukämpfen. Denn wie könnte man Leichtigkeit schätzen, wenn man nie die Schwere gespürt hat?

Die Magie des Weitergehens

Widerwillig gebe ich zu, dass der Drache auf seine Art Eindruck macht – viele Hörner im Gesicht sind nun mal nichts für schwache Nerven. Aber passt das zu mir? Nicht wirklich. Und genau das macht ihn zu einem ständigen kleinen Gegner. Wichtig ist nur, dass man weitermacht. Dass man nicht vor dem weißen Blatt kapituliert, sondern es Stück für Stück füllt – auch wenn man das Gefühl hat, es führt nirgendwohin.

Vielleicht wird diese Drachenzeichnung nie wirklich fertig. Vielleicht werde ich sie irgendwann betrachten und immer noch denken: „Was habe ich mir nur bei diesem seltsamen schuppigen Gesicht gedacht?“ Aber das ist okay. Denn jedes Projekt, egal wie schwierig, ist ein Schritt nach vorne 😅 hoffe ich mal.

Wenn ich auf diesen Weg zurückblicke – von den ersten Strichen nach 20 Jahren bis zu den kleinen Kämpfen, die ich heute mit meiner Fantasie ausfechte –, dann weiß ich, dass all das dazugehört. Es ist nicht immer leicht. Aber es ist immer wertvoll.

Und was ist mit dir? Kennst du das Gefühl, dass Kunst und Zweifel lauter ist als die Inspiration? Wie gehst du damit um, wenn du an einem Projekt feststeckst? Lass uns darüber sprechen – denn wenn es eines gibt, das ich gelernt habe, dann ist es, dass man in diesen Momenten nie wirklich allein ist. Jede kreative Reise ist einzigartig, und vielleicht finden wir gemeinsam ein wenig Mut, weiterzumachen. 😁

Die Reise des Drachens geht weiter

Doch die Reise von „Kunst und Zweifel“ ist noch lange nicht vorbei. In meinen kommenden Posts nehme ich dich weiter mit auf meinen Weg – durch Herausforderungen, Momente des Flows und die Suche nach der Balance zwischen Zweifel und Leidenschaft. Welche neuen Projekte dabei entstehen und welche Erkenntnisse ich gewinne, kannst du hier entdecken:

→ Hier geht es zur Übersicht: „Kreativprozesse“

You may also like

Leave a Comment